ABC-Einsatz in Bredelar: Umfangreiche Maßnahmen notwendig – keine Gefahr für Bevölkerung
Der Gefahrstoffeinsatz am vergangenen Donnerstag in einem großen Industriebetrieb im Marsberger Ortsteil Bredelar hat Feuerwehren und Rettungsdienst aus Marsberg und dem gesamten Kreisgebiet bis in die Nachtstunden hinein beschäftigt.
In einer Produktionshalle war es am Donnerstag Nachmittag aus noch ungeklärter Ursache zum Austritt eines flüssigen Gefahrstoffes gekommen, der innerhalb von Produktionsmaschinen eingesetzt wird. In der betroffenen Maschine befanden sich 3000 Liter dieses Stoffes, der aber nicht komplett austrat. Der Großteil der ausgetretenen Menge gelangte in eine für solche Vorfälle eigens angelegte Auffangwanne. Vier Mitarbeiter des Betriebs mussten aufgrund des Austritts ins Marsberger Krankenhaus gebracht und dort ambulant versorgt werden. Glücklicherweise konnten sie bereits am frühen Abend das Krankenhaus verlassen.
Bei dem Gefahrstoff handelte es sich um eine nicht brennbare Flüssigkeit, die als Reinigungsmittel für die benutzten Maschinen eingesetzt wird. Beim Austritt dieser Flüssigkeit ist zwingend der Einsatz von besonderer Schutzkleidung nötig. Zudem entwickelt diese Flüssigkeit bereits bei Raumtemperatur Dämpfe, die Reizungen bei Augen und Atemwegen verursachen können.
Für die Feuerwehren bedeutete dies einen personal- und materialintensiven Einsatz bis in die frühen Nachtstunden hinein. Eine große logistische Herausforderung bestand für die Einsatzleitung darin, ausreichend Atemschutzträger und -geräte zur Verfügung zu haben. Neben den Einheiten aus Bredelar, Beringhausen undMarsberg wurden nach und Feuerwehren aus Westheim, Giershagen, Padberg und Essentho alarmiert. Zusätzlich wurde der Löschzug Brilon mit dem Gerätewagen Gefahrgut zur Einsatzstelle geschickt, ebenso der ABC-Messzug des Hochsauerlandkreises. Dieser wird aus Einsatzkräften der Feuerwehren aus Schmallenberg, Winterberg, Eslohe und Marsberg gebildet. Zwecks Materialnachschub wurde ein Fahrzeug der Kreisschirmmeisterei auf den Weg gebracht, die Atemschutzwerkstatt in Marsberg nahm bereits am späten Nachmittag die Arbeit auf.
Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes stellten die medizinische Versorgung und Verpflegung der Einsatzkräfte sicher.
Zwischenzeitlich waren ca. 120 Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK mit 21 Fahrzeugen an der Einsatzstelle. Die hohe Anzahl an Feuerwehrleuten war notwendig, da die Arbeitszeit unter der besonderen Schutzkleidung zeitlich eng begrenzt ist.
Die Einsatzleitung lag beim Marsberger ABC-Zugführer Matthias Mönnighoff, der vom stv. Kreisbrandmeister Uwe Schwarz, der Marsberger Wehrführung und weiteren ABC-Zugführern aus dem Kreisgebiet unterstützt wurde.
Zu Beginn des Einsatzes bestanden die ersten Maßnahmen der Feuerwehr darin, den Gefahrstoff genau zu identifizieren und die Einsatzstelle weiträumig abzusperren und abzusichern, so dass keine weiteren Personen in Kontakt mit dieser Flüssigkeit geraten konnten. Ebenso wurde ein Dekontsminationsplatz für die im Gefahrenbereich tätig werden Einsatzkräfte eingerichtet und eine zentrale Atemschutzüberwachung organisiert. So konnte genau dokumentiert und nachverfolgt werden, zu welchem Zeitpunkt welche und wie viele Einsatzkräfte im Gefahrenbereich tätig waren.
Anschließend verschafften sich die Einsatzkräfte einen umfassenden Überblick über den Umfang des Schadens. Frühzeitig konnte festgestellt werden, dass der größte Teil des Gefahrstoffs in eine Auffangwanne gelangt war und durch das Abschalten der Maschine kein weiterer Gefahrstoff mehr austreten konnte. Durch die montierte Auffangwanne wurde zudem sichergestellt, dass der Gefahrstoff nicht ins Grundwasser gelangen konnte.
In Absprache mit der Betriebsleitung begannen die Einsatzkräfte sodann, spezielles Bindemittel auf die ausgetretene Flüssigkeit aufzutragen. Dieses musste von einem Spezialunternehmen an die Einsatzstelle nachgeliefert werden, da die eigenen Kapazitäten nicht mehr ausreichten.
Unter enormen Verbrauch von Atemschutzgeräten, Chemikalienschutzanzügen und Hygieneschutzkleidung wurde das Bindemittel aufgebracht und damit begonnen, dieses in spezielle Behältnisse umzufüllen. Während dessen mussten drei Einsatzkräfte kurz medizinisch versorgt werden, da sie in Kontakt mit dem Gefahrstoff geraten waren.
Begleitet wurden diese Maßnahmen durch ständige Schadstoffmessungen seitens des ABC-Messzuges, sowohl an der Einsatzstelle selbst als auch in der näheren Umgebung. Glücklicherweise bestand für die Bevölkerung in benachbarten Wohnhäusern keine Gefahr.
Nachdem der Gefahrstoff komplett mit Bindemittel abgestreut worden war, begann die Feuerwehr mit dem Lüften der betroffenen Räumlichkeiten. Dazu wurden zwischenzeitlich drei Hochdrucklüfter eingesetzt.
Als Messungen in der Produktionshalle ergaben, dass sich die Konzentration der Dämpfe dort erheblich verringert hatten, konnte die Einsatzleitung bilanzieren: Kein weiterer Gefahrstoffaustritt, sämtlicher Gefahrstoff gebunden, keine weitere Ausbreitung des Schadens möglich. Gemeinsam mit der Betriebsleitung beschloss die Einsatzleitung anschließend, den betroffenen Werksbereich zu versiegeln und die Aufnahme und Entsorgung einer Spezialfirma zu übergeben. Mit den Mitteln vor Ort sei diese Aufgabe nicht zu leisten, so die Verantwortlichen.
Für die meisten Einsatzkräfte der Feuerwehr bedeutete dies: Einsatzende nach über zehn Stunden Einsatz. Der Austausch und der Ersatz der beim Einsatz verwendeten und beschmutzen Ausrüstung dürfte aber noch einige Arbeitszeit nach sich ziehen.
Insgesamt zeigten sich die Verantwortlichen zufrieden und beeindruckt, dass dieser material- und personalintensive Einsatz reibungslos und erfolgreich ablaufen konnte. Vor allem die gute Zusammenarbeit der zahlreichen und aus dem gesamten Kreisgebiet herangezogenen Einsatzkräfte lief hervorragend. Ebenso erfolgte eine gute Kooperation mit der Betriebsführung vor Ort. Gefahr für die Bevölkerung hat zu keiner Zeit bestanden, die Produktion in anderen Teilen des Betriebs konnte aufrecht erhalten werden.